Amazon
Die Amazon.com, Inc. (deutsche Aussprache [amaˈʦoːn] bzw. englisch [ˈæməzən]) ist im Schwerpunkt ein US-amerikanischer Online-Händler mit einer breit gefächerten Produktpalette. Über die integrierten Verkaufsplattformen „Marketplace“ und „z-Shops“ können auch Privatpersonen oder andere Unternehmen im Rahmen des Online-Handels neue und gebrauchte Produkte anbieten. Unter eigener Marke wird neben dem Amazon Kindle als Lesegerät für elektronische Bücher auch der Amazon Kindle Fire, ein Tablet-Computer, vertrieben.
Nach eigenen Angaben hat Amazon als Marktführer des Handels im Internet die weltweit größte Auswahl für Bücher, CDs und Videos. Der Name des Unternehmens bezieht sich auf den südamerikanischen Strom Amazonas – der Verweis auf den stark verzweigten und wasserreichsten Strom der Erde sollte die mit Hilfe vieler Partner angestrebte Vormachtstellung im Internet-Handel versinnbildlichen. Zudem wurde bei der Auswahl des Namens Wert darauf gelegt, dass er wegen der Reihung in Listen mit A beginnt.
Geschichte
Amazon.com, Inc. ist eine Gründung des Computerwissenschaftlers Jeff Bezos. Die Idee eines elektronischen Buchgeschäfts entstand zusammen mit David E. Shaw, als Bezos in dessen Finanzunternehmen D. E. Shaw & Co. arbeitete. 1994 verließ er es, um die Idee allein weiterentwickeln zu können, und gründete noch im selben Jahr das Stammhaus, das US-amerikanische Mutterunternehmen Amazon.com, im US-Bundesstaat Washington als Online-Buchhandlung („online bookstore“). Im Juli 1995 verkaufte das Unternehmen auf seiner Internetplattform sein erstes Buch: Douglas R. Hofstadters Werk Fluid Concepts and Creative Analogies: Computer Models of the Fundamental Mechanisms of Thought.[1] Hierzu lud er 300 Freunde und Bekannte, seine Schöpfung zu testen. In den ersten vier Wochen verschickte das Unternehmen Bücher an Kunden in allen 50 US-Bundesstaaten und in mehr als 45 weitere Länder, im zweiten Monat lag der wöchentliche Umsatz bereits über 20.000 US-Dollar.[2] Im Oktober 1995 öffnete sich die Plattform mit der URL „amazon.com“ der breiten Öffentlichkeit.[3] Bereits 1996 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 15,7 Million US-Dollar und es steigerte ihn 1997 auf 147,8 Millionen.[4] Im September 1997 wurde die „1-Click“-Funktion eingeführt. Mit ihr ist, basierend auf der Cookie-Technik, der Vorgang der Bestellung mit nur einem Klick möglich. Am 28. September 1999 ließ sich Amazon diese Funktion in den USA patentieren (US-Patent Nr. 5.960.411[5]).[6] Amazon verklagte in den USA erfolgreich andere Unternehmen, auf deren Websites ebenfalls Produkte mit nur einem Klick bestellt werden konnten, obwohl Cookies ursprünglich vom Unternehmen Netscape entwickelt worden waren und es sich bei der One-Click-Technik nach verbreiteter Meinung um ein sogenanntes Trivialpatent handelt. In Deutschland ist eine solche Patentierung nicht zulässig. Das Jahr 1998 war durch die Gründung von ersten internationalen Webseiten gekennzeichnet.
Mit Übernahme des Unternehmens Telebook Inc. – im April 1998 verkauften die Eigentümer Maria Garcia Nielsen, Ulrike Stadler, Christian Jagodzinski und Michael J.G. Gleissner den Mutterkonzern ABC-Bücherdienst GmbH, den damals führenden deutschen Internet-Versandbuchhändler und Online-Pionier, an Amazon für einen zweistelligen Millionenbetrag[7] – trat Amazon in den deutschen Absatzmarkt ein. Damals hatte Telebuch.de Niederlassungen in Spanien, den USA und Namibia. In Deutschland war das Unternehmen Marktführer im Online-Buchhandel. Zum 15. Oktober 1998 wurde die Seite „telebuch.de“ umbenannt in „amazon.de“.[8] Schon damals wurde bei der Expansion von Amazon auf die europäischen Märkte[9] von einem Verdrängungswettbewerb gesprochen.[10]
Der deutsche Unternehmenssitz wurde München, die Distributionslager befinden sich in Bad Hersfeld, Brieselang, Graben (Lechfeld), Koblenz, Rheinberg, Pforzheim, Werne und Leipzig, der Kundendienst in Regensburg. Ebenfalls 1998 erfolgte die Übernahme von Bookpages Limited und der Filmdatenbank IMDb. Mitte August 2006 nahm Amazon in Leipzig ein weiteres Versandlager mit ca. 300 Arbeitsplätzen in Betrieb. Im September 2009 wurde ein zweites Logistikzentrum in Bad Hersfeld mit rund 2500 Arbeitsplätzen fertiggestellt; es ist mit einer Fläche von 110.000 Quadratmetern der neue Standard für weitere Distributionszentren.[11] Diese Niederlassung in Bad Hersfeld kam durch den Einsatz von Leiharbeitern im Februar 2013 ein großes Medienecho.[12] Der Neubau liegt direkt an der Autobahnausfahrt 32 (Bad Hersfeld) an der A4. Das bereits existierende Logistikzentrum mit 42.000 Quadratmetern und über 1.000 Mitarbeitern im Stadtteil Eichhof, welches seit 1999 besteht und 7 km entfernt ist, bleibt voraussichtlich bis mindestens 2018 in Betrieb.[13] Ein Vertriebszentrum mit 110.000 Quadratmetern wurde im September 2011 in Rheinberg eröffnet,[14] welches am 17. Februar 2012 offiziell eröffnet wurde.[15] Ein weiteres wurde in Graben[16] bei Augsburg mit ebenfalls 110.000 Quadratmetern errichtet. Werne wurde auf rund 140.000 m² vergrößert, indem man auch die zweite ehemalige IKEA-Halle langfristig anmietete, und ist so das größte Logistikzentrum.
Die deutschsprachige Internetseite Amazon.de wird von Amazon EU S.a r.l. in Luxemburg betrieben. Die Entwicklungsabteilung der Webseite Amazon.de in München wurde Mitte 2004 geschlossen und ein Großteil der Mitarbeiter entlassen.
Länderspezifische Anpassungen nehmen nun die britische Tochter Amazon.co.uk in Slough oder direkt Amazon.com in Seattle vor.
Ein weiteres Patent hat Amazon auf ein Nutzerrezensionssystem erhalten, in dem Kauf- und Nutzungserfahrungen der erworbenen Produkte von Kunden für Kunden veröffentlicht werden sollen.[17] Weiterhin hat der Onlinebuchhändler ein Bewertungssystem patentieren lassen, das dem Kunden erlaubt, per Mausklick Rezensionen nach ihrer Qualität zu bewerten.[18]
Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am 24. April 2009 hat sich Amazon.de mit 16,7 Millionen Kunden an die Spitze der deutschen Websites mit den meisten Online-Käufern gesetzt. Dadurch wurde eBay mit 16,3 Millionen Käufern auf Platz zwei verdrängt.[19]
Im Juli 2009 übernahm Amazon für rund 850 Millionen Dollar den Online-Schuhladen Zappos. Amazon kündigte an, den Kaufpreis mit eigenen Aktien im Wert von 807 Millionen Dollar zu begleichen, zusätzlich mit 40 Millionen Dollar in bar für die Zappos-Beschäftigten.[20]
Der Marktwert von Amazon lag im November 2010 bei 80 Milliarden US-Dollar.[21] Im 3. Quartal 2012 betrug der Umsatz von Amazon rund 13,81 Milliarden US-Dollar, wobei jedoch ein Verlust in Höhe von 274 Millionen US-Dollar erwirtschaftet wurde.[22]
Im März 2012 übernahm Amazon Kiva Systems, einen Anbieter für Lagerhaus-Automation, für 775 Millionen US-Dollar.[23] Im Frühjahr 2013 wird man zudem den Internet-Buchclub Goodreads für 150 Millionen US-Dollar übernehmen.[24]
Standorte
Vorlage:Positionskarte+ Der Sitz der Konzernzentrale ist Seattle im US-Bundesstaat Washington, die europäische Firmenzentrale und Verwaltungssitz befindet sich in Luxemburg.
Kunden von Amazon Österreich (Amazon.at) und Amazon Schweiz (Amazon.ch) nutzen die Dienste von Amazon Deutschland (Amazon.de GmbH), wobei aber die Inhalte lokalisiert und die Serviceleistungen abgestimmt sind.[25] Amazon nimmt somit auch auf diesen Absatzmärkten eine bedeutende Stellung ein.[26]
Deutschland
In Deutschland unterhält Amazon folgende Standorte:[27][28]
- Zentrale von Amazon Deutschland in München-Schwabing (seit 2010)
- Kundenservicezentren in Regensburg (seit 1998) und Berlin (seit Juli 2011)
- Logistikzentren in Graben (MUC3, seit September 2011), Bad Hersfeld (FRA1 2001 eröffnet, FRA3 2009 ergänzt), Leipzig (LEJ1, seit August 2006), Rheinberg (DUS2, seit 3. Quartal 2011), Werne (Haus 1: EDE4, seit September 2010, Haus 2: EDE5 ab Ende 2013), Koblenz (CGN1, seit September 2012) und Pforzheim (STR1, seit Herbst 2012), Brieselang (Eröffnung Ende 2013)
Angebotene Dienste
- Über ein Partnerprogramm Amazons in den USA, das allerdings nie ausgeübte Patentrechte besitzt, können Betreiber einer Website Links zu Amazon setzen, die rückverfolgbar sind und erhalten bei Kaufabschluss eine Provision. Ergänzend zum Partnerprogramm bietet Amazon seit Sommer 2002 den Zugriff auf seine Produktdatenbank über den Amazon Web Service, einen Webservice, an.
- Neben dem klassischen Buchverkauf bietet Amazon seit einiger Zeit auch Auktionen und den privaten oder kommerziellen Verkauf von gebrauchten oder neuen Waren an. Diese Angebote über Amazon sind als Alternativen zum „offiziellen“ Amazon-Produkt (Amazon Marketplace) aufgelistet und erwirtschaften den Hauptanteil des Betriebsergebnisses. Pro verkauftem Artikel behält Amazon eine Provision von 15 Prozent des Verkaufspreises (zzgl. USt) und zusätzlich 1,14 Euro ein sowie eine von Produktgruppe und Käuferland abhängige Versandtransaktionsgebühr, bei Büchern nach Deutschland beispielsweise 1,16 Euro zzgl. USt. Diese Gebühr wird von Amazon auch in dem Fall berechnet, wenn der Artikel privat verkauft (und versendet) wird. Der Käufer zahlt in Deutschland bei gebrauchten Büchern pauschal 3 Euro, womit Versandkosten und Provision abgedeckt sind, auch wenn der einzelne Artikel nur 0,01 Euro kostet.
- Daneben gibt es weitere Hilfsmittel für Anbieter von Artikeln. Amazon Advantage gibt Unternehmen und natürlichen Personen die Möglichkeit, ihre Produkte über den Amazon-Produktkatalog zu offerieren. Den Versand erledigt die Amazon Logistik GmbH „on demand“ (auf Nachfrage). Im Gegensatz zu Amazon Marketplace (wo der Verkäufer den Versand und die Logistik organisiert) nimmt Amazon vom Anbieter die Artikel in Kommission und lagert sie im Logistikzentrum. Die Artikel werden im „normalen“ Amazon-Katalog geführt, d. h. nicht über die anderen verfügbaren Plattformen wie Shops, Auktionen oder den Marketplace.
- Amazon.com vertreibt seit April 2004 auch eigene Produkte unter verschiedenen Handelsmarken wie Strathwood für Gartenmobiliar, Pinzon für den Wohnbereich, Pike Street als Billigmarke und Denali für Werkzeuge.[29]
- Populär wurde Amazon u. a. auch durch den Einsatz von Recommendation Engines („Kunden, die Produkt A gekauft/gesucht haben, haben auch B gekauft!“). Als Erweiterung der Kunden-Rezensionen gab es von Januar 2007 bis Juni 2010 das Produkt-Wiki „Amapedia“.[30]
- Seit 2005 bot Amazon.de einen DVD-Verleih an.[31] Ab Mitte September 2006 startete es den Verkauf von FSK-18-DVDs; einen Verleih von nicht jugendfreien Titeln plante das Versandhaus zunächst nicht. 2008 verkaufte Amazon diese Sparte an LoveFilm (Eigenschreibweise LOVEFiLM).[32] Der DVD-Verleih über Amazon.de wurde am 11. Juli 2008 eingestellt, die bisherigen Nutzer mussten ihr Konto zu LoveFilm transferieren.[33]
- 2005 übernahm Amazon den digitalen Buchdrucker Booksurge[34] und stieg damit in das Print-on-Demand-Geschäft ein.
- Im Januar 2011 wurde bekannt, dass Amazon LoveFilm komplett übernehmen wird und damit wieder eine Versandvideothek in Deutschland anbietet.
- Amazon.com betreibt auch die Einzelhandelsportale für Unternehmen und Organisationen wie Target, die NBA, Sears Canada, Bebe Stores, Timex, Marks & Spencer, Mothercare und Lacoste. Seit 2. November 2005 ist im Rahmen der Amazon Web Services die Betaversion des neuen Internetservices Amazon Mechanical Turk freigeschaltet, ein Marktplatz für einfache Arbeiten über das Internet.
- Auf der US-amerikanischen Amazon-Seite kann man mithilfe des „Amazon Honor System“ Spendenseiten einrichten, auf denen direkt durch die seiteneigene Kaufabwicklung bezahlt wird. Amazon behält Transaktionsentgelte pro Zahlungsvorgang. Es ist geplant, diesen Service in weiteren Ländern anzubieten.
- Anfang August 2007 startete Amazon eine Beta-Version der Online-Bezahlfunktion Flexible Payments Service (FPS).[35]
- Seit 2007 ist es für Websitebetreiber möglich, sich einen eigenen Amazon-Shop zu erstellen. Hinter „Amazon astore“ verbirgt sich ein neues Affiliate-Programm, mit dem sich Websitebetreiber den Amazon-Shop mit ausgewählten Produkten oder ganzen Produktkategorien direkt auf die eigene Internetseite holen können.
- Am 25. September 2007 startete der Online-Händler in den USA mit der öffentlichen Beta-Phase des Musik-Downloadshops Amazonmp3 und trat damit in den Wettbewerb der Online-Musikdienste ein. Die mehr als zwei Millionen Titel von über 180.000 Interpreten der Partner EMI, Universal und zahlreichen Independent-Labels werden DRM-frei im MP3-Format mit 256 kBit/s angeboten. Mit dem Verzicht auf einen Kopierschutz können die MP3-Dateien auf nahezu allen digitalen Musik-Playern abgespielt und ohne Einschränkung auf CD gebrannt werden. Ausgewählte Songs enthalten digitale Wasserzeichen, die die Dateien als Amazon-Music kennzeichnen. Die Einzeltitel kosten zwischen 89 und 99 US-Cent, Alben zwischen 5,99 und 9,99 US-Dollar. Eine Software zur Organisation der Downloads ist seit September 2012 nur noch für Microsoft Windows und Mac OS X erhältlich. Für Linux konnten seit März 2008 beziehungsweise Dezember 2009 alternativ die freien Downloader clamz und pymazon genutzt werden.[36][37] Inzwischen wurde seitens Amazon die Unterstützung für Linux komplett eingestellt (siehe auch Kritik – Internetpräsenz).
- Seit November 2007 gibt es auch in Deutschland den Amazon-Prime-Dienst, bei dem nach Zahlung eines jährlichen Mitgliedsbeitrags (29 Euro in Deutschland, in den USA seit 2005 79 US-Dollar) ohne weitere Kosten eine Vielzahl von Bestellungen am nächsten Tag – oder noch schneller mit vergünstigtem Expressversand – ausgeliefert werden.[38] Nach Untersuchungen des Analysten Morningstar hatte Amazon Anfang 2013 alleine in den USA rund 10 Millionen Prime-Kunden, die zusammen rund ein Drittel des operativen Gewinns generierten[39].
- Zum 30. Dezember 2008 beendete Amazon.de die seit September 2004 angebotene Tiefpreisgarantie für DVDs, Blu-rays und Videospiele. Mit ihr war es möglich, sich innerhalb von 14 Tagen die Preisdifferenz als Gutscheinguthaben erstatten zu lassen, wenn ein Produkt aus den teilnehmenden Kategorien bei einem in Deutschland ansässigen Händler zu diesem Zeitpunkt günstiger angeboten wurde. Dabei wurden von Amazon auch solche Preise akzeptiert, die nur in Ladengeschäften fernab des eigenen Wohnortes galten. Es ergab sich also die theoretische Möglichkeit, unabhängig vom eigenen Aufenthaltsort von den jeweils günstigsten Preisen, also auch von Aktions- und Eröffnungsangeboten in ganz Deutschland, zu profitieren. In der Folge entstand in der Online-Community ein regelrechter Wettbewerb, die gerade günstigsten Preise zu finden und anderen Nutzern zusammen mit einem entsprechenden Beleg zugänglich zu machen. In der Begründung der Einstellung dieser Leistung ist davon jedoch nicht die Rede; Amazon verweist lediglich allgemein auf eine gestiegene Transparenz, die den Preisvergleich heute erleichtere und eine solche Garantie aus ihrer Sicht überflüssig mache.[40] Im Februar 2011 wurde die Tiefpreisgarantie dann auch für Artikel aus den Sortimenten Spielwaren, Baby, Sport, Schuhe und Uhren abgeschafft.[41] Beibehalten hingegen wurde die Vorbesteller-Preisgarantie für Artikel aus den Bereichen Buch, Software, Video-Games, DVD, Video oder Musik. Diese sichert zu, dass man bei Bestellung eines noch nicht erschienenen Artikels den günstigsten Amazon-Preis erhält, der zwischen Bestell- und Lieferdatum Gültigkeit hatte.[42]
- Am 1. April 2009 startete der MP3-Download-Dienst in Deutschland.[43] Der Dienst bietet einige der über Amazon zum Verkauf stehenden CDs als digitale MP3-Downloads zu einem teilweise niedrigeren Preis an.
- Seit 1. Juli 2010 kann man auf Amazon.de auch Lebensmittel bestellen.[44] Bislang war das nur in den Vereinigten Staaten und im Vereinigten Königreich möglich.[45][46]
- Amazon Payments (auch „Bezahlen über Amazon“, engl. „Checkout by Amazon“) ist ein Dienst, mit dem Amazon-Kundenkonten auch bei Onlineshops genutzt werden können, die nicht zu Amazon gehören, ohne dass die Zahlungsdaten offengelegt werden müssten. Der Dienst, der seit 27. April 2011 bei den ersten deutschen Händlern verfügbar ist, ist für Kunden kostenlos, während Händler eine Gebühr pro Transaktion zu entrichten haben.[47]
- Seit dem 17. April 2012 können Nutzer in Deutschland auf Amazon.de auch Videospiele und Software herunterladen. Zuvor war dies nur für MP3-Dateien möglich.[48]
- Der bereits im März 2011 in den USA gestartete Amazon Appstore ist seit 31. August 2012 auch in Europa verfügbar.
- Am 18. März 2013 wurde berichtet, dass Amazon eigene Fernsehserien produzieren will, die exklusiv auf eigenen Streaming-Angeboten vermarktet werden sollen.[49]
Tochtergesellschaften
Seit 2006 entwickelt Amazon Web Services (AWS) Infrastrukturdienstleistungen zunächst für andere Unternehmen. Ab dem Jahre 2012 wurden diese Dienste mit der Technologie des Cloud-Computing auch für private Nutzer angeboten.[50]
2011 übernahm Amazon den Online-Buchhändler The Book Depository Ltd. und damit den größten Wettbewerber innerhalb des Vereinigten Königreichs.[51] Amazon ist neben entsprechenden Angeboten auf der eigenen Plattform auch durch AbeBooks auf dem Gebrauchtbuchmarkt tätig. AbeBooks wurde 2008 von Amazon übernommen.[52] AbeBooks übernahm 2011 außerdem das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB).[53] Dies wird ergänzt durch die 2005 übernommenen Vorläuferfirmen des Onlinepublishers CreateSpace.com, der mit Sitz in North Charleston (USA) seit 2009 als „Independent Publishing Platform“ den Selbstverlag von Büchern als Print- und E-Book-Ausgaben sowie von Datenträgern für Musik- und Filmaufnahmen anbietet.[54]
Seit dem 3. Mai 2011 ist Javari.de ein Tochterunternehmen von Amazon Online. Javari ist ein Premiumanbieter für Schuhe, Handtaschen und Accessoires. Nach Zalando.de soll nun Javari.de den Onlinemarkt für Schuhe und Accessoires in Deutschland erobern. Beim Firmennamen Javari gibt es eine Analogie zu Amazon: der Fluss Javari liegt in Brasilien, ist ca. 1.180 km lang und mündet in den Amazonas.[55] Die Artikel werden derzeit von Bad Hersfeld (FRA3), Werne (EDE4) und Leipzig (LEJ1) aus versendet, Retouren gehen nach Bad Hersfeld (FRA3). Verantwortlicher Geschäftsführer für Javari.de ist Gregory Greeley. Vor Javari.de startete der Dienst im Vereinigten Königreich[56] und Japan[57].
Im August 2012 wurde bekannt, dass Amazon unter der Firma Amazon Game Studio ein Unternehmen gegründet hat, dessen Zweck die Entwicklung und Vermarktung von Browserspielen ist.[58] Gleichzeitig wurde bereits das erste Spiel mit dem Namen Living Classics auf Facebook veröffentlicht. Nutzer müssen in diesem zahlreiche bewegliche Objekte in animierten Landschaften aufspüren, die wiederum im Stil eines Cartoons gestaltet sind.
Weltweite Verbreitung
Amazon betreibt neben dem Hauptgeschäft zahlreiche weitere Dienste wie beispielsweise die online- Videothek LOVEFiLM, den Hörbuchanbieter Audible, das Analyse- Tool Alexa Internet und die Filmdatenbank IMDb. Außerdem entwickelt Amazon seinen eigenen Suchalgorithmus namens A9, welcher für die Suchfunktion auf Amazon eingesetzt wird. Das Unternehmen liefert zwar in die ganze Welt aus, aber die Logistikcenter und Internet-Shops konzentrieren sich auf die sehr gut industrialisierten Länder und China. Im rumänischen Iași betreibt Amazon ein Entwicklungszentrum für Software.
Im Juni 2012 wurde bekannt, dass sich das Unternehmen auf zahlreiche neue Top-Level-Domains beworben hat.[59] Insgesamt wurden 76 Bewerbungen bei der ICANN eingereicht, womit Amazon auf dem zweiten Platz aller Teilnehmer liegt. Im Unterschied zu Google und anderen hat das Unternehmen seine Einreichung nicht in Nordamerika, sondern über die europäische Tochtergesellschaft mit Sitz in Luxemburg vorgenommen. Damit sollten die Chancen auf eine frühestmögliche Zuteilung erhöht werden.
Börsendaten
- Insgesamt gibt es 456,88 Millionen Aktien von Amazon.com (Stand Oktober 2013). Die Aktien werden unter anderem an der elektronischen, US-amerikanischen Börse NASDAQ gehandelt.
- Die Börsenkapitalisierung (MarCap) von Amazon (Public, NASDAQ:AMZN) betrug am 25.Oktober 2011 rund 85 Mrd. US Dollar (zum Vergleich: Google: 130,93; eBay: 20,97; Yahoo: 20,84) bei einem Aktienkurs von 200,00 USD und 428,8 Millionen ausgegebenen Aktien, der operative Cashflow lag 2008 bei 1,697 Mrd. USD (zum Vergleich: Google: 7,852; eBay: 2,881; Yahoo: 1,880).
Kritik
Wie viele Unternehmen dieser Größe und mit einer breiten Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, steht auch Amazon regelmäßig in der Kritik. Journalisten und Medien, Politiker und Parteien, Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen sowie aktive respektive ehemalige Arbeitnehmer haben wiederholt und üben immer wieder aus verschiedenen Gründen Kritik an Amazon Deutschland (Amazon.de), deren Unternehmenspolitik, dem Ausnutzen von Gesetzeslücken sowie den von der US- und/oder EU-Führung gesteckten Unternehmenszielen geübt.
Ähnliche Kritik häuft sich auch über anderssprachige Ableger des Internet-Versandhändlers, z. B. Amazon.co.uk.[60][61]
Trivia
- Im Roman "Helden des Olymp - Der Sohn des Neptun" von Rick Riordan wurde das Unternehmen Amazon mit Anspielung auf den Namen als Hauptquartier und Zentrale des Amazonenvolks genutzt.
Literatur
(chronologisch)
- Brad Stone: Der Allesverkäufer: Jeff Bezos und das Imperium von Amazon. Campus, Oktober 2013, ISBN 978-3593398167.[62]
- Carsten Knop: Amazon kennt dich schon. Vom Einkaufsparadies zum Datenverwerter. Frankfurter Societäts-Medien GmbH, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-89981-301-2.
- Jan-Felix Schrape: Gutenberg-Galaxis reloaded? Der Wandel des deutschen Buchhandels durch Internet, E-Books und Mobile Devices (Originaltitel amazon.com, übersetzt von Ursula Held). Überarbeitete Auflage, Hülsbusch, Boizenburg 2011, ISBN 978-3-940317-85-8.
- James Marcus: amazonia. Fünf Jahre im Epizentrum der E-Commerce-Revolution. Schwarzerfreitag, Berlin 2006, ISBN 3-937623-24-8.
- Rebecca Saunders: amazon.com. Der schnelle Weg groß zu werden (der Schlüssel zum Verständnis von E-Commerce. Netinvestor), FinanzBuch München 2001, ISBN 3-932114-49-3.
- Robert Spector: amazon.com. Get Big Fast. Jeff Bezos und die Revolution im Handel. DVA, München 2000, ISBN 3-421-05425-8.
TV- und Radiobeiträge
- ver.di TV: Amazon streikt wieder
- Diana Löbl, Peter Onneken: Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon. Reportage/Dokumentation im Auftrag des hr, 29:07 Min., deutsche Erstausstrahlung am 13. Februar 2013 um 22:45 Uhr in Das Erste.
- Anne Will: Nach der Amazon-Affäre - Schluss mit der Leiharbeit? – Über Auswüchse in der Zeitarbeitsbranche sprechen Diana Löbl, Ariane Durian (Vorsitzende des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen), Paul Schobel (Christliche Arbeiterjugend), Johannes Vogel (Politiker von der FDP und Günter Wallraff (Journalist), Talkshow des NDR, 1:13:10 Min., deutsche Erstausstrahlung am 27. Februar 2013 um 23:30 Uhr in Das Erste.
- hr-iNFO Explorer: Amazon und die Alternative. Radio-Reportage innerhalb der Sendung Explorer zum Thema Alternativen zu Amazon und Probleme mit E-Books auf dem Amazon Kindle nach der Kündigung des Accounts, Podcast als MP3 zum Download, 22:59 Min. (Gesamtsendung), deutsche Erstausstrahlung am 1. März 2013 in hr-iNFO.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ History & Timeline von Amazon Corporate IR vom Juli 2012
- ↑ Josh Spiro: The Great Leaders Series: Jeff Bezos, Founder of Amazon.com auf inc.com vom 23. Oktober 2009
- ↑ World's Largest Bookseller Opens on the Web auf urlwire.com vom 4. Oktober 1995
- ↑ Gary Rivlin: A Retail Revolution Turns 10. In: The New York Times vom 27. Juli 2012
- ↑ Patent US5960411: Method and system for placing a purchase order via a communications network. Veröffentlicht am {{#invoke:Vorlage:FormatDate|Execute}}.
- ↑ Amazon verteidigt 1-Click-Patent – Heise.de-Meldung am 3. Dezember 1999
- ↑ Kopie der Meldung bei der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC
- ↑ Gleich ein “kleiner Fehlstart”: Amazon.de eröffnet offiziell seine Homepage. In: Computerwoche vom 15. Oktober 1998
- ↑ Christiane Schulzki-Haddouti: Amazon kauft Online-Buchhändler ABC auf Heise online vom 29. April 1998
- ↑ Zurück in die Zukunft - Regionalisierung im globalen Internet-Handel: Amazon.com setzt mit dem Kauf von Telebuch.de die Konkurrenz unter Druck. In: Computerwoche vom 8. Mai 1998
- ↑ {{#invoke:Zitation|TitelFormat|titel=Goodman stellt Logistikzentrum für Amazon in Bad Hersfeld fertig}} VDI Verlag, {{#invoke:Vorlage:FormatDate|Execute}}, abgerufen am {{#invoke:Vorlage:FormatDate|Execute}}.
- ↑ Melissa Eddy: Amazon to Investigate Claims of Worker Intimidation at Distributor in Germany, In: The New York Times, 15. Februar 2013, gesehen 25. Februar 2013 (englisch)
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- ↑ Amazon erhält Patent auf ein Anreizsystem für nützliche Kundenrezensionen. Heise-Online, 7. Oktober 2008.
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- ↑ Amazon schluckt Internet-Schuhhändler Zappos 22. Juli 2009
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- ↑ Der Onlineversand erobert die Welt
- ↑ Übernahme von „Kiva Systems“ für 775 Millionen US-Dollar
- ↑ Als würde Amazon Marcel Reich-Ranicki kaufen
- ↑ Thorsten Wiesner: Amazon erweitert Angebot für Österreich und die Schweiz: Länderspezifische Angebote nun auch für deutschsprachige Nachbarländer auf golem.de vom 16. August 2000
- ↑ Susan Rönisch: Ranking: Die größten Onlineshops Österreichs und der Schweiz auf ibusiness.de vom 17. Januar 2012
- ↑ Amazon: Wo wir sind
- ↑ Locations Europe, Germany
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- ↑ Amazon druckt künftig selbst. In: Manager Magazin Online, 5. April 2005. Abgerufen am 17. Februar 2013.
- ↑ docs.amazonwebservices.com: Amazon Flexible Payments Service Getting Started Guide
- ↑ Dominik Wagenführ: MP3-Dateien von Amazon herunterladen. In: freiesMagazin, 2010-09, ISSN 1867-7991. Wiederveröffentlicht in einem linux-community-Artikel. Abgerufen am 11. Oktober 2010.
- ↑ clamz downloads sowie pymazon source. Abgerufen am 18. Oktober 2010.
- ↑ Über Amazon Prime abgerufen am 16. September 2013
- ↑ Peter Tischer Amazon Prime hat 10 Millionen Mitglieder. Meldung bei CRN.de vom 13. März 2013.
- ↑ Amazon.de: Ende der Tiefpreisgarantie, cinefacts.de 9. Januar 2009
- ↑ Tiefpreisgarantie bei Amazon.de komplett abgeschafft
- ↑ Amazon.de: Vorbesteller-Preisgarantie, Zugriff am 16. April 2011
- ↑ Amazon MP3-Downloads
- ↑ Jürgen Kuri: Amazon startet Online-Handel mit Lebensmitteln, heise online, 1. Juli 2010
- ↑ Nahrung per Mausklick – Amazon startet Online-Handel mit Lebensmitteln – Meldung vom Tagesspiegel am 2. Juli 2010
- ↑ lr-online.de: Amazon startet Online-Handel mit Lebensmitteln, abgerufen am 8. August 2010
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- ↑ Blick ins Buch